Dieser Mischmasch macht weitgehend erheblichen Spaß: Da darf Luise Kinner ihren Mercutio ganz theaterbewusst sterben lassen, probiert ein paar bekannte "famous last words" aus, um mit einem "Fick dich, AfD! " auf den Lippen aus dem Bühnenleben zu scheiden. Mercutios Mörder Tybalt (Jonathan Müller im charmanten Fat-Suit) bekommt wiederum die tödliche Retourkutsche durch Paris verabreicht, wobei die beiden erst mal alle möglichen Tricks aus der Bühnenkampfkiste ziehen. Ohne Selbstreflexivität geht es heute offenbar nicht mehr mit den Klassikern. Shakespeares "Hamlet" hat Christopher Rüping zuletzt in den Kammerspielen als postdramatisches Blutbad inszeniert, in dem die Auserzähltheit der Geschichte ständig mitgedacht und mit den Möglichkeiten des Inszenierens berühmter Stellen gespielt wurde. Kieran Joel macht es ähnlich. Dabei öffnen sich hübsche neue Erzählräume, gar neue Optionen für die Liebe: Wenn der adrette Mönch Lorenzo (Jonathan Hutter), der Romeo und Julia im Geheimen vermählt, und Julias strikte Amme (Nina Steils) aufeinandertreffen, liegt plötzlich ein Kuss in der Luft, den William Shakespeare sich wohl nie erträumt hätte.
Das neue Musical verzaubert seit seiner Weltpremiere im Theater Arnstadt die Zuschauer. Ohrwürmer und bezaubernde Kostüme nehmen die Besucher mit ins antike Verona wo die bekannteste Liebesgeschichte der Welt erzählt wird. Die Tragödie von William Shakespeare kennt wohl jeder: Romeo und Julia sind die Kinder zweier verfeindeter Familien aus Verona. Sie verlieben sich unsterblich ineinander, aber ihre Liebe steht unter keinem guten Stern. Modern, kurzweilig und trotz der ganzen Dramatik erfrischend - so erzählt das Musical "Romeo + Julia - Auf den Flügeln der Liebe" diese Geschichte in einem romantischen Bühnenbild und aufwendigen Deko-Elementen neu. Klassisch-traditionell zeichnet sich die Familie Capulet. Im Gegensatz dazu steht das Volk von Verona, sowie Romeo und seine Freunde, die freier und wilder sind. Aus einer kleinen Rauferei wird da schnell eine große Auseinandersetzung. Lassen Sie sich in diese neue musikalische Inszenierung des bekannten Stoffes hineinziehen, die auf der Version von Friedrich Wilhelm Gotter aus dem Jahre 1776 basiert und überraschend Endet.
Bei ihrer modernen Version hat sich die Gruppe behutsam von allem überflüssigen gelöst und der Geschichte zwischen den beiden verfeindeten Familien Capulet und Montague im Rohzustand neues Leben eingehaucht. Das machte den Theaterabend so spannend: Denn trotz minimalistischem Bühnenaufwand und zeitgemäßer Interpretation sind die Akteure der Sprache in klassischer Urfassung treu geblieben. So kommen die Verse mit Macht da an, wo sie hingehören, treffend, verletzend und verzeihend. Und wenn die Sätze nicht mehr ausreichen, dann trägt die Musik die Emotionen mitten ins Herz. Wunderschöne Texte mit Verve und Leidenschaft vorgetragen – ein Theatererlebnis, das einen Sommer anhalten kann. " Hessische Allgemeine (Cornberg) Pressestimme "Waghalsig, mutig, bisweilen schockierend deutlich präsentierte sich die Inszenierung des Tragödienstoffes. Die sprachlich klassische Fassung brach bewusst mit gesellschaftlichen Konventionen, polarisierte, überzeichnete Charaktere, experimentierte mit Klischees und Rollenerwartungen.
2007 Jury-Mitglied beim 23. Kinder- und Jugendtheatertreffen NRW in Oberhausen. 2008 Einladung an die Werkstatt-Tage der Kinder- und Jugendtheater in Leipzig. 2004 Deutscher Jugendtheaterpreis. 2005 Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin. 2006 Förderpreis des Kantons Bern zusammen mit Martin Bieri. Romeo & Julia entstand 2000 für den Jugendclub momoll theater, bei der Uraufführung in Schaffhausen führte Jürg Schneckenburger Regie. Im gleichen Jahr spielte das Volkstheater Wädenswil eine Mundartbearbeitung von Andri Beyeler, nämlich Scapin von Molière. Regie Claudia Rüegsegger Claudia Rüegsegger: «Das Theater ist schon seit mehr als ein Vierteljahrhundert mein Berufsfeld. Als ausgebildete Schauspielerin habe ich die ersten 15 Jahre ausschliesslich auf der Bühne verbracht (na ja, einige Zeit davon auch hinter der Schreibmaschine, für Konzepte, Gesuche, Pressetexte und was die Produktionsleitung für das momoll theater mehr verlangt). Seit 2000 verschiebt sich die Tätigkeit immer mehr Richtung Regie und Theaterpädagogik.
Wie eine Samstagabendshow. Was folgt, sind dann auch knapp zwei Stunden Show: Joel wechselt zwischen Ernsthaftigkeit und Komik, zwischen Shakespeare und Umgangssprache. Mal wagt er sich ans Drama, dann zieht er sich wieder auf die Metaeben zurück und lässt kommentieren. Zum Beispiel, wenn Luise Kinner als lässiger Mercutio (der heimliche Star des Abends) ihren Tod ankündigt und ihn dann selbst inszeniert. Blut spritzt, und dann geht es mit einem "Fick die AfD! "-Ruf zu Ende. Silas Breiding als wunderschöner Romeo schmeißt sich mit allem, was er hat, in die Rolle des edlen, übermütigen Loverboys. Romeo ist stets die dankbarere Rolle gewesen als Julia, die auch bei Carolin Hartmann zu passiv bleibt. Zudem hat Kostümbildnerin Henriette Müller sie in ein biederes Kleidchen gesteckt, das sie noch harmloser aussehen lässt. Das fällt vor allem im Vergleich zum tollen Kostüm von Volkstheater-Neuzugang Nina Steils auf, die als Amme einen Look wie ein Fiesling aus einem Disney-Film verpasst bekommen hat.