Im Januar 2019 haben zwei besonders schwere Sturmfluten das Gebäude fast freigelegt. Nun muss der Hochwasserschutz erneuert werden. Aber die Eigentümer haben als Normalverdiener große Mühe, mehr als 200. 000 Euro dafür aufzubringen. Nur wenige Hausnummern weiter ist der Rückzugsort von Stararchitekt Meinhard von Gerkan. 1965, er hatte erst wenige Monate das Diplom in der Tasche, landet er seinen ersten beruflichen Coup. Gemeinsam mit einem Studienfreund bekam er den Zuschlag für den Entwurf zum Bau des Flughafens Berlin-Tegel. Von den ersten Einnahmen kaufte sich Gerkan ein Haus auf dem Graswarder. Nach einigen Umbauten wurde es nicht nur das Feriendomizil für ihn und seine Familie, sondern auch Kreativort und Ruhepol. Von Graswarder aus hat von Gerkan Architekturprojekte in aller Welt entworfen. Auch Klaus Dürkop kam 1965 zum ersten Mal nach Graswarder. Er engagierte sich hier sofort für den Natur- und Vogelschutz. Ihm ist es zu verdanken, dass Graswarder zum Schutzgebiet erklärt wurde.
Im Jahr 1964 schloss von Gerkan sein Studium der Architektur an der Technischen Hochschule Braunschweig mit dem Diplom ab. Im folgenden Jahr 1965 gründete er seine Büropartnerschaft mit Volkwin Marg, die bis heute unter der Firmierung "von Gerkan, Marg und Partner " (gmp) mit Hauptsitz in Hamburg besteht. Bereits in den ersten beiden Jahren seiner Berufstätigkeit gewann von Gerkan mit seinem Partner acht Architekturwettbewerbe, darunter den für den Entwurf des Flughafens Berlin-Tegel. Im Jahr 1974 folgte von Gerkan dem Ruf auf eine Professur an der TU Braunschweig, wo er bis 2002 das Institut für Baugestaltung (Abteilung für Gebäudelehre und Entwerfen A) leitete. Zu den vom Büro gmp im In- und Ausland realisierten Entwürfen zählen der Flughafen Berlin-Tegel, die Erweiterungen der Flughäfen Hamburg-Fuhlsbüttel und Stuttgart, der neue Berliner Hauptbahnhof (vormals Lehrter Bahnhof) sowie der Umbau des Berliner Olympiastadions. Seit der Jahrtausendwende befasst sich das Büro gmp auch intensiv mit Planungen in China.
Da es damals noch keine Infozentren in Schutzgebieten gab, hatte der Graswarder innerhalb des NABU Pilotfunktion. " Dürkops Konzept, Umweltbildung mit Gebietsbetreuung kostenneutral zu verzahnen, geht bis heute auf. Der Mix aus Eintrittsgeldern, Spenden und Landeszuschüssen bei durchgehend ehrenamtlicher Betreuung von Ostern bis Oktober funktioniert nun seit über vier Jahrzehnten. Neues Wahrzeichen Als Füchse, Iltisse und Steinmarder vor zehn Jahren die Bestände von Küstenseeschwalben oder Säbelschnäblern massiv zu bedrohen begannen, setzte Dürkop auch beim Seevogelschutz für Schleswig-Holstein neue Maßstäbe. "Die Störenfriede werden seither konsequent bejagt oder durch Elektrozäune von den sensiblen Vogel-Kolonien fern gehalten. " Menschen Natur auch unkonventionell näher zu bringen, darum geht es dem engagierten Naturschützer. Deswegen sollte die eigenwillige Turmkonstruktion weithin gut sichtbar sein. Bereits nach kurzer Zeit mauserte sie sich - selbst gegen kritische Stimmen aus dem Ferienstädtchen - zu einer Art Wahrzeichen.