Neulich im Meeting: Die eine Kollegin findet einfach keinen Punkt. Statt sich über das Projekt auszutauschen, fragt sie nach dem letzten Urlaub, erzählt vom Wochenende und verliert sich in unwichtige Details. Die Folge: Das Meeting dauert viel länger als geplant und Sie ärgern sich. Abends beschweren Sie sich bei Ihrem Partner/Partnerin über das unmögliche Verhalten. Auch der Meier bekommt gleich sein Fett weg. Schon wieder hatte er "Verbesserungsvorschläge". Nie können Sie Ihre Arbeit so machen, wie Sie möchten, ständig hat Ihr Chef etwas zu nörgeln! Doch während Sie sich darüber ärgern, scheinen die Konflikte Sie immer wieder einzuholen. Zum nächsten Meeting gehen Sie bereits mit schlechter Laune. Und Meier meidet Sie plötzlich, obwohl Sie bislang ein gutes Verhältnis hatten. Mit dem Konzept der Gewaltfreien Kommunikation lassen sich solche Kontaktstörungen auflösen. Gewaltfreie Kommunikation: Die vier Grundregeln. Was ist Gewaltfreie Kommunikation? Marshall B. Rosenberg (1934-2015), der die Methode der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) entwickelt hat, beschreibt sie als eine "Sprache des Lebens".
Doch das ist sehr selten der Fall. Als "Giraffe" (Person, die gerade in der Haltung der gewaltfreien Kommunikation unterwegs ist) glauben wir, dass wir alle immer nur Dinge tun, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen und dabei eine gute Absicht für uns selbst hegen. Gewaltfreie Kommunikation im Gespräch Gehst du in das Gespräch, fange damit an, deinem Gegenüber die Chance zu geben, die Situation erst aus seiner Sicht darzulegen. Dazu ist Empathie, also Einfühlungsvermögen, hilfreich, denn so kannst du erkennen, was in deinem Gesprächspartner vor sich geht. Als Einstieg sprichst du über deine Beobachtung, damit der andere erstmal weiß, um welche konkrete Situation es dir eigentlich geht. Gewaltfreie kommunikation 4 schritte beispiel. Start Fremdeinfühlung Ich: Hannes, ich möchte gern mit dir über die Flyer reden. Du sagtest ja, ich bekomme sie zu Mittwoch und nun ist Donnerstag und bisher habe ich die Flyervorlage nicht in meinem Emaileingang. Hannes: Hm, hab ich das gesagt. Ja, könnte sein. Ich: Ja, das sagtest du zu mir und ich habe fest damit gerechnet, weil ich die Flyer für ein Event brauche.
Sie stellt den empathischen Kontakt zum Gegenüber in den Mittelpunkt. Der Begriff entstand in Anlehnung an den gewaltfreien Widerstand Mahatma Gandhis. Zugegeben, das Erlernen der Gewaltfreien Kommunikation bedarf der Übung, aber trotzdem kann das Konzept Sie bereits heute dabei unterstützen, Konflikte neu zu bewerten. Die Gewaltfreie Kommunikation arbeitet mit vier Schritten. Am Beispiel der Kollegin könnten diese so aussehen: Die vier Schritte der GFK Wertfreie Beobachtung: Der erste Schritt der Gewaltfreien Kommunikation ist das Beobachten von Situationen, ohne diese zu bewerten. Was ist tatsächlich passiert? Gewaltfreie Kommunikation im Gespräch praktisch anwenden. Nehmen Sie dazu etwas Abstand und schauen Sie wertfrei auf die Situation. Die Kollegin erzählt im Meeting von ihrem Urlaub und betrachtet eher Details als das "große Ganze". Wahrnehmung von Gefühlen: Fragen Sie sich, welche Gefühle die Situation in Ihnen auslöst. Das ist ein wichtiger Schritt, weil wir unsere Gefühle gerne beiseiteschieben und schnell ein Urteil zur Hand haben.
Hannes: Okay. Ich: Wie kam es denn dazu? Hannes: Naja, ich hatte echt viel zu tun und irgendwie hab ich das nicht mehr geschafft. Ich: Also warst du im Stress? Hannes: Ja, stressig war es definitiv. Ich: Hm, kann ich verstehen. Waren es jetzt einfach zu viele Aufgaben auf einmal? Hannes: Ja, da kamen noch mehrere Sachen hinzu, nachdem ich dir den Termin zugesagt hatte. Ich: Das kenne ich auch gut. Das kann echt nervig und überlastend sein. Hannes: Ja, definitiv. Das war der Schritt Gefühle erfahren vom anderen. Die 4 Schritte. Ich: Was hätte besser laufen können? Hannes: Naja, ich hätte mehr Zeit gebraucht und vielleicht auch mehr Übersicht, was ich wann genau machen muss. Ich: Verstehe, das hätte dir mehr Klarheit verschafft. Hannes: Ja, klar. Ich: Hätte ich irgendwas tun können? Hannes: Ne, ich hätte einfach bei dir nachfragen müssen. Ich: Hättest du vielleicht die Sicherheit gebraucht, dass du mich da ganz offen ansprechen kannst, wenn sich Lieferzeiten ändern? Hannes: Ja, das wäre schon auch hilfreich gewesen, glaub ich.
Gleichzeitig können Sie sich aber auch Ihrem Gegenüber öffnen und seine Gefühle wahrnehmen. Tipp: Ein "echtes" Gefühl erkennen Sie daran, dass Sie sagen können "Ich bin…" Ich bin ärgerlich und frustriert, dass wir über vieles Reden aber wenig erreichen. Meiner Kollegin ist Austausch wichtig, sie sucht Anschluss und möchte auch über das berufliche hinaus Kontakt mit mir haben. Bedürfnisse erkennen Wenn Situationen Gefühle bei uns auslösen, steckt dahinter ein Bedürfnis. Was brauchen Sie? Wenn Sie sich ärgern – welches Bedürfnis wurde nicht erfüllt? Ich brauche Unterstützung. Ich habe im Moment viel zu erledigen und möchte heute nicht schon wieder bis sieben auf der Arbeit sein, da ich abends verabredet bin. Lange Meetings halten mich bei der Arbeit auf! Bitten zur Bedürfnis-Erfüllung formulieren Die vorangegangenen Schritte helfen Ihnen, zu erkennen, was den Ärger in Ihnen auslöst. Gewaltfreie kommunikation 4 schritte beispiel video. Das hilft Ihnen, sich besser zu verstehen. Doch statt sich in Urteilen zu verlieren oder sich im Stillen zu ärgern, ist die GFK handlungsorientiert – Sie werden aktiv und formulieren Ihre Bitte: "Hey, ich merke gerade, dass es mich ärgert, wenn wir jetzt über unsere Urlaube sprechen.
3. Was brauche ich als Hannes, damit es mir wieder besser geht? 4. Was könnte ich als Hannes erbitten, damit mein Bedürfnis erfüllt ist? Fremdeinfühlung: Ich als Hannes 1. Ich habe Susanne gesagt, zu wann ich die Unterlagen liefern werde. Zum verabredeten Zeitpunkt habe ich das Produkt nicht geliefert. 2. Ich bin gefrustet und überlastet. 3. Ich brauche Verständnis und Erholung. 4. Bitte sage mir, ob es für dich okay ist, wenn du den Flyer erst in drei Tagen bekommst. Gewaltfreie kommunikation 4 schritte beispiel 2. Spekulation für Perspektivwechsel Natürlich kommt es hier zu Spekulationen, doch es geht darum, von der eigenen Sicht wegzukommen und offen zu werden für den anderen und seine Beweggründe. Dieser Perspektivwechsel öffnet dich ebenfalls für eine Betrachtung von außen. Erfolgsversprechender für unsere Kommunikation, besonders in potentiellen Konfliktsituationen, ist die Hinterfragung des Grundes (Bedürfnis), warum verhält sich jemand so, wie er es gerade tut? Meist gehen wir davon aus, dass andere Menschen Sachen unternehmen, um uns zu ärgern.