Auch bei uns ist es ja nicht gerade löblich, von einem zu sagen, er käme vom anderen Ufer. Doch Jesus scheut sich nicht, mit den Menschen vom anderen Ufer Kontakt aufzunehmen, auch wenn er dabei mächtig "Gegenwind" bekommt. Der Sturm auf dem See kann als Symbol für den Widerstand angesehen werden, der Jesus von jüdischer Seite her sicher ist. Da kommt ein gewaltiger Sturm auf. Und die Wellen warfen sich auf das Boot, so dass das Boot schon vollief. Und er selbst war im Heck und schlief auf einem Kopfkissen. Und sie weckten ihn und sagten zu ihm: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? (4, 37-38) Stürme waren auf dem See Gennesaret nichts Ungewöhnliches. Die Fischer unter den Jüngern Jesu waren damit bestens vertraut. Sturm auf dem mer et montagne. Sie wissen, dass es den Tod bedeuten kann, in so einen heftigen Sturm zu geraten. Daher sehen sie sich in ihrer Angst und Sorge berechtigt und können nicht verstehen, dass Jesus von all dem nichts mitbekommt. Sie wecken ihn und machen es ihm zum Vorwurf, dass er sich aus ihrer Sicht nicht gebührend um sie sorgt.
Sie trauten ihm nicht zu, mit der Situation fertig zu werden. Und hier die Frage an uns: Was trauen wir noch Jesus zu? Jesus "droht" dem Sturm und der aufgewühlten See wie einem wilden Tier und schlagartig hört das Toben der Elemente auf. Und dann heißt es weiter: "Da ergriff sie große Furcht". Jetzt sind wir an einem entscheidenden Punkt angekommen: Wir müssen unterscheiden zwischen der Angst und dieser Furcht. Diese Furcht ist etwas ganz anderes als die vorher geschilderte Angst. Das ist die eigentliche Sinnspitze des Evangelisten Markus. Jesus ist Gott. Die Jünger werden von der Erfahrung überwältigt, dass Jesus wie Gott handelt. Hier stehen wir vor dem Mysterium fascinosum et tremendum, die Erfahrung, von Gott fasziniert zu sein und gleichzeitig vor dem göttlichen Geheimnis zu stehen, das Furcht und Zittern auslöst, ein ehrfürchtiges Erschauern. Ein immer stürmendes Meer - Goethe-Institut Italien. Diesen Begriff wurde von dem evangelischen Theologen Rudolf Otto vor 100 Jahren geprägt. Das Göttliche ist immer beides zugleich: Anziehend und abschreckend, fesselnd und bedrohlich.
Und es sei lästig, dass es überhaupt Regeln auf dem Schiff gibt. Und so gibt es Leute, die sagen, man könne das Meer auch ganz ohne Schiff genießen und erkunden. Natürlich kann man mit hoch gekrempelten Hosenbeinen am Ufer im Wasser des Meeres waten; und man kann auch ein Stück ins Meer hinaus schwimmen. Allerdings kann man dann in Not geraten, und es gibt dann sehr wahrscheinlich niemanden, der hilft. Das Schiff der Kirche ist nicht gegen das Meer, sondern für das Meer gebaut. Es will das Meer der Unendlichkeit Gottes durchkreuzen. Das Bild des schlafenden Jesus umtost von aufgewühlter See spricht eine Sprache, mit der Gott auch heute noch nach unserem Glauben sucht. Wie entstehen Stürme? | NDR.de - Ratgeber. Immer wieder spüren wir, dass es uns aufgegeben ist, zu neuen Ufern aufzubrechen. In solchen Situationen des Übergangs können uns dann plötzlich Zweifel mit elementarer Wucht bedrohen. Gott nötigt uns manchmal geradezu, uns auf neue Erfahrungen einzulassen und uns bestimmten Gefahren auszusetzen. Warum? Nur so können wir als Menschen und als Glaubende wachsen.
Es wird noch einige Zeit dauern, bis Petrus im Namen aller das Christusbekenntnis ablegt und selbst dann werden wir sehen, dass sie Jesus immer noch nicht wirklich kennen. Die Erzählung vom Seesturm lässt uns denken an das Buch Jona. Als der Prophet vor Gott fliehen möchte, hindert ein heftiger Sturm das Schiff am Weiterkommen. Es droht unterzugehen, und nur dadurch, dass die Seeleute Jona ins Meer werfen, kann der Sturm besänftigt werden, die Seeleute können ihre Fahrt fortsetzen, Gott aber bringt den Jona durch einen großen Fisch an den Ort zurück, wo er ihn haben möchte. Der Seesturm im Evangelium erfordert kein "Opfer". Sturm auf dem meer 3. Jesus hat die Macht, den widrigen Mächten, die ihn an der Überfahrt hindern wollen, Einhalt zu gebieten. Zudem ist eine weise Unterscheidung der Geister gefordert, denn offensichtlich bedienen sich Gott und die widergöttlichen Mächte derselben Phänomene. War es im Buch Jona Gott selbst, der sich des Sturms bedient hatte, so ist es im Evangelium nicht Gott, der die Überfahrt verhindern will, sondern die gottfeindlichen Mächte wollen verhindern, dass Jesus mit seinem Evangelium auch zu den Heiden kommt.