"Abrakadabra, Sim-Sala-Bim, möge die Farbe der Rose verblassen! " sagte die Hexe, und Prinzessin Roses Haar wurde augenblicklich schwarz wie Teer. Auch an diesem Abend ging Prinzessin Rose auf ihren Balkon und klatschte in die Hände. Doch als der goldene Vogel erschien, leuchtete ihr Haar schwarz statt rot. Der Vogel zwitscherte seine bezaubernde Melodie, und Prinzessin Rose sang ihr Schlaflied. Alle im Königreich schliefen ein, aber in dieser Nacht hatten sie nur schlechte Träume und Alpträume. Am nächsten Tag fragte die traurige Prinzessin den Vogel: "Sag mir, goldener Vogel, wie kann ich die Träume meines Volkes bis zum Morgengrauen wieder so süß machen? " "Schwarzes Haar in Rosenwasser", zwitscherte der Vogel zur Antwort. Die Prinzessin wunderte sich über diesen Ratschlag, hielt sich aber dennoch daran. Sie füllte eine Schüssel mit Wasser und streute Rosenblätter darauf. Dann tauchte sie ihr Haar in das Rosenwasser, und es färbte sich sofort wieder rot. Am Abend, als der Vogel auf ihrer Schulter saß, erhellte das leuchtende Rot ihres Haares noch einmal den Nachthimmel.
Gebrüder Grimm Kinder- und Hausmärchen, große Ausgabe, Band 1, 1850 Es war ein Mann, der hatte drei Söhne, davon hieß der jüngste der Dummling, und wurde verachtet und verspottet, und bei jeder Gelegenheit zurückgesetzt. Es geschah, daß der älteste in den Wald gehen wollte, Holz hauen, und eh er gieng, gab ihm noch seine Mutter einen schönen feinen Eierkuchen und eine Flasche Wein mit, damit er nicht Hunger und Durst litte. Als er in den Wald kam, begegnete ihm ein altes graues Männlein, das bot ihm einen guten Tag und sprach 'gieb mir doch ein Stück Kuchen aus deiner Tasche, und laß mich einen Schluck von deinem Wein trinken, ich bin so hungrig und durstig. ' Der kluge Sohn aber antwortete 'geb ich dir meinen Kuchen und meinen Wein, so hab ich selber nichts, pack dich deiner Wege, ' ließ das Männlein stehen und gieng fort. Als er nun anfieng einen Baum zu behauen, dauerte es nicht lange, so hieb er fehl, und die Axt fuhr ihm in den Arm, daß er mußte heimgehen und sich verbinden lassen.
Er führte ihn darauf in des Königs Keller, und der Mann machte sich über die großen Fässer, trank und trank, daß ihm die Hüften weh taten, und ehe ein Tag herum war, hatte er den ganzen Keller ausgetrunken. Der Dummling verlangte abermals seine Braut, der König aber ärgerte sich, daß ein schlechter Bursch, den jedermann einen Dummling nannte, seine Tochter davontragen sollte, und machte neue Bedingungen: Er müßte erst einen Mann schaffen, der einen Berg voll Brot aufessen könnte. Der Dummling besann sich nicht lange, sondern ging gleich hinaus in den Wald. Da saß auf demselben Platz ein Mann, der schnürte sich den Leib mit einem Riemen zusammen, machte ein grämliches Gesicht und sagte: "Ich habe einen ganzen Backofen voll Raspelbrot gegessen, aber was hilft das, wenn man so großen Hunger hat wie ich. Mein Magen bleibt leer, und ich muß ihn zuschnüren, wenn ich nicht Hungers sterben soll. " Der Dummling war froh darüber und sprach: "Mach dich auf und geh mit mir, du sollst dich satt essen! "
Der älteste Sohn zieht hinaus, um den Vogel zu finden. Am Waldrand sieht er einen Fuchs und will ihn erschießen. Der Fuchs weiß, dass der Sohn auf der Suche nach dem goldenen Vogel ist und bittet gegen einen guten Rat um sein Leben. Der Fuchs sagt dem Königssohn, er solle in das nahegelegene Dorf gehen und dort nicht das beleuchtete Gasthaus wählen, sondern das finstere Gasthaus. Doch der Königssohn achtet weder auf die Bitte noch auf den Rat. Er schießt auf den Fuchs, ohne ihn zu treffen. Im Dorf wählt er mit Mut das fröhlich wirkende Gasthaus. Kaum hat er das Gasthaus betreten, vergisst er seinen Auftrag nach dem goldenen Vogel zu suchen. Zuhause im Schloss wartet man vergeblich auf seine Rückkehr und als eine gewisse Zeit vergangen ist, macht sich der zweite Sohn auf den Weg. Diesem Sohn ergeht es genauso wie dem ersten. Schließlich bittet der jüngste Sohn den König, nach dem goldenen Vogel suchen zu dürfen. Auch er trifft am Waldrand den Fuchs. Anders als seine Brüder versichert er dem Fuchs, dass er ihm nichts tun und seinem Rat folgen werde.
Da verlangte sie der Dummling zur Braut, aber dem König gefiel der Schwiegersohn nicht, er machte allerlei Einwendungen und sagte er müßte ihm erst einen Mann bringen, der einen Keller voll Wein austrinken könnte. Der Dummling dachte an das graue Männchen, das könnte ihm wohl helfen, gieng hinaus in den Wald, und auf der Stelle, wo er den Baum abgehauen hatte, sah er einen Mann sitzen, der machte ein ganz betrübtes Gesicht. Der Dummling fragte was er sich so sehr zu Herzen nähme. Da antwortete er 'ich habe so großen Durst, und kann ihn nicht löschen, das kalte Wasser vertrage ich nicht, ein Faß Wein habe ich zwar ausgeleert, aber was ist ein Tropfen auf einem heißen Stein? ' 'Da kann ich dir helfen, ' sagte der Dummling, 'komm nur mit mir, du sollst satt haben. ' Er führte ihn darauf in des Königs Keller, und der Mann machte sich über die großen Fässer, trank und trank, daß ihm die Hüften weh thaten, und ehe ein Tag herum war, hatte er den ganzen Keller ausgetrunken. Der Dummling verlangte abermals seine Braut, der König aber ärgerte sich daß ein schlechter Bursch, den jedermann einen Dummling nannte, seine Tochter davon tragen sollte, und machte neue Bedingungen: er müßte erst einen Mann schaffen, der einen Berg voll Brot aufessen könnte.